Klimawandel und Lebensmittel

Wir haben nun das dritte Jahr in Folge extreme Trockenheit in einigen Regionen Deutschlands erlebt. Das Klima verändert sich – sichtbar und vielleicht schneller als wir alle glaubten. Andere Krisen, wie das Artensterben, finden im Verborgenen statt. Deren Auswirkungen auf die Ernährung der Menschen sind möglicherweise jedoch genauso dramatisch. Wir kennen zwar die genauen Konsequenzen dieser Prozesse nicht, aber es besteht Einigkeit: es ist höchste Zeit, zu handeln.

Nur mit welchen Mitteln? Denn die Ansätze, die Ernährungs- und Landwirtschaft in einem industriellen, technischen Kontext begreifen, haben mitgeholfen, uns in diese Krisen zu manövrieren. Dazu gehört auch die Idee, dass der Mensch aus einer Überlegenheit heraus das Recht hat, nicht nur sich selbst, sondern auch die Pflanzen- und Tierwelt zu optimieren.
Nun diskutieren wir das Thema Klimawandel – und schon wird uns getreu dieser Haltung versprochen, es sei kein Problem. Neueste Pflanzenzüchtungen würden trockenresistente Pflanzen hervorbringen und alles würde gut. Die gleichen Ansätze die uns in diese Krisen geführt haben, sollen nun also die Lösung herbeiführen.
Dabei gäbe es auch eine andere Möglichkeit. Man könnte die Situation als Produkt falscher Ansätze betrachten und einen neuen systemischen Ansatz suchen. Man könnte beispielsweise versuchen, mit den Kräften der Natur an Lösungen zu arbeiten. Kundige Forstwirte gehen heute folgenden Weg: sie schaffen im Wald Raum für Naturverjüngung. Die Baumarten am Standort zeigen dann aufgrund ihrer genetischen Vielfalt, welche Individuen mit den Verhältnissen am besten klarkommen – diese gilt es zu fördern.
Die Basis dieser Vorgehensweise ist das Vertrauen in die Natur und in ihre extreme Anpassungsfähigkeit. Sie kann uns am besten zeigen, welcher Weg zu gehen ist. Wir müssen sie nur gut beobachten und danach handeln. Die Pflanzenarten haben das Potential, sich aufgrund ihrer genetischen Variabilität an Situationen anzupassen. Sie können auf Standorte, Böden und Klimabedingungen trainiert werden. Diesen Mehrwert kann bäuerliche Saatgutpflege leisten und die Kenntnisse darüber gilt es zu „pflegen“. Es wäre ein vielversprechender Ansatz für einige unserer drängenden Umweltprobleme.

 

Dr. Alexander Beck +++

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