Sag mir, was du isst und ich sage dir, wer du bist!

Sag mir, was du isst und ich sage dir, wer du bist!

Essen ist hip. Essen ist der Pop von heute, frei nach dem Motto „sag mir, was du isst und ich sage dir, wer du bist.“ Durch meinen Ernährungsstil zeige ich meine Individualität, Essen ist ein hoch moralisches Thema und drückt den Wunsch einer neuen Generation aus, durch Ernährung eine Haltung zu zeigen. Essen ist Trend und Trends sind „Antworten auf Probleme und Herausforderungen“, sagt Hanni Rützler, Autorin des „Food Report 2018“. „Der Flexitarier ist so eine Lösung. Ein Esstypus, der kein Vegetarier ist, trotzdem den Wert eines Lebensmittels hinterfragt. Dadurch lernen wir beispielsweise über Fleisch differenzierter zu reden. Das wirkt sich wiederum auf die Industrie aus.“

Mein Opa mit seinen 96 Jahren ist noch heute kein großer Fleischesser. Der Sonntagsbraten hingegen ist etwas, das er kennt und schätzt. Schließlich ist Fleisch etwas Besonderes, das sollte es nicht alle Tage geben. Und es muss gutes Fleisch sein, früher wurde bei uns am Hof noch selbst geschlachtet. Doch was mein Opa in den letzten Jahrzehnten erlebt hat, war das ganze Gegenteil eines bewussten Umgangs mit dem Lebewesen Tier. Es war konventionelle Massenhaltung, schlechte Fütterung und extremer Werteverfall durch viel zu hohen Fleischkonsum. Und heute? Dank bewusster Esser, den Bios, den Millenials uvm. ist Essen wieder „en vogue“. Das wurde auch Zeit! Debatten und noch so abgefahrene Ernährungsstile führen nämlich dazu, dass man überlegt, welche Qualitäten es neben den massenhaft Verfügbaren noch gibt, sichtbar an der regen Diskussion um die Tierwohlkennzeichnung.

Auch innerhalb der AöL haben wir das Thema besprochen und erarbeiten im Arbeitskreis Markt und Verbraucher eine Position. Tenor wird die Forderung nach einer Weiterentwicklung unserer Ernährung sein. Dazu gehört es, mehr pflanzliche und deutlich weniger – dafür aber hochwertigere – tierische Produkte zu sich zu nehmen. Erst dann sichern wir eine adäquate Ernährung für die gesamte Weltbevölkerung und können menschliche Gesundheit, Umweltschutz und Tierwohl unter einen Hut bringen. Ein Tierwohllabel oder andere Kennzeichnungsformen müssen so aufgebaut werden, dass sie Lebensmittel aus einer biologischen Produktion als höchsten Standard etablieren.

Neben dem Tierwohl ist auch das Thema Ampelkennzeichnung immer wieder Teil der öffentlichen Debatte und in dem Zusammenhang die Reduktion von Zucker, Fett und Salz. Ganz ehrlich: klasse Idee! Und vor allem etwas, dass die Bios und DGE schon seit Jahren predigen. Lebensmittel müssen wieder gesünder und damit vollwertiger werden. Das ist und war die Basis der Bio-Bewegung. Wir setzen uns dafür ein, dass Vollwerternährung wieder angesagt ist. Was tatsächlich für eine nachhaltige, vollwertige Ernährung nötig ist und welche Kennzeichnungsformen sinnvoll sind, zeigt unser AöL-Positionspapier.

„Wie essen wir morgen?“ ist auch das Thema unserer Ernährungstagung im November 2018, die wir zusammen mit Slow Food und demeter in Fulda veranstalten. Seien Sie dabei und bringen Sie Ihre Ideen über den „neuen/alten“ Trend Ernährung mit ein! (Anne Baumann) +++

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